2016 ein günstiges Jahr für Logistikinvestitionen

Kleinasien ist eine natürliche Landbrücke, die Europa, Asien und Afrika miteinander verbindet. Das macht die Türkei für Logistikdienstleister zu einem idealen Zentrum. Zur Aktivierung dieses Potenzials bedarf es jedoch Investitionen. Staatliche Großprojekte und das wachsende Interesse heimischer wie ausländischer Investoren versprechen der Branche eine glänzende Zukunft.

Jan-Feb 2016

2016 ein günstiges Jahr für Logistikinvestitionen

Dank ihrer Lage ist die Türkei für Transportwesen und Logistik von strategischer Bedeutung. Nach Angaben der Investitionsförderungsagentur der Türkei vermittelt das Land Zugang zu 1,6 Mrd. Menschen in Ländern mit einem Gesamt-Bruttoinlandsprodukt von 27 Billionen USD, die für die Hälfte des Welthandels (i.H.v. 8 Billionen USD) aufkommen. Die in den letzten Jahren wirtschaftlich erstarkte Türkei hatte 2014 einen Anteil von ca. 1,1% am globalen Handel; in den nächsten 10 Jahren wird ein Anstieg auf 1,5% erwartet.

Im Logistics Performance Index (LPI) der Weltbank stand das Land 2014 mit 3,50 Punkten auf Platz 30. Bei der Erstellung der Rangliste werden Kriterien wie Zollwesen, Infrastruktur, internationale Sendungen, Kompetenz, Aufzeichnung und Verfolgung sowie Zeitplanung bewertet. Spitzenreiter war Exportweltmeister Deutschland mit 4,12 Punkten. Das Ranking zeigt eindeutig, wie eng der Erfolg im Logistikbereich mit der Wirtschaftsentwicklung und vor allem dem Außenhandel zusammenhängt.

Bis 2023 wird ein Volumen von 200 Mrd. USD erwartet                                                                                   Die Türkei hat in den vergangenen Jahre große Fortschritte bei Spedition und Logistik gemacht. Neben dem Staat  haben in- und ausländische Privatinvestoren die Branche attraktiv gemacht. Im Bericht einer Sonderkommission des Entwicklungsministeriums zu Logistikdienstleistungen wird ausgehend vom BIP ein potenzieller Marktwert von 90-100 Mrd. USD ermittelt.

Bis 2023 wird ein Anstieg auf 150-200 Mrd. USD erwartet. Zur Stärkung der Logistikinfrastruktur hat die Türkei sich die folgenden staatlichen Großprojekte zum Ziel gesetzt:

• 15.000 km Straßen und Autobahnen und 15% Anteil der Bahn
am Frachtverkehr
• 9.000 km Schnellzugstrecken
• Flughäfen mit einer Jahreskapazität von 400 Mio. Passagieren
• Anteil des Containerschienenverkehrs von 15%
• Je drei Großhäfen an den Meeren, die das Land umgeben.

Fertiggestellte und in der Endphase befindliche Großprojekte                                                                         Die wichtigsten gegenwärtigen Großprojekte sind das Schienensystem Marmaray, der Avrasya-Tunnel, die Eisenbahnverbindung Baku-Tiflis-Kars (BTK) - die so genannte „Eiserne Seidenstraße“ – sowie die dritte Bosporusbrücke einschließlich der damit verbundenen dritten Stadtautobahn.

Der Schienenverbund Marmaray hat bereits den Betrieb aufgenommen.Der Europa und Asien verbindende Tunnel unter dem Bosporus nähert sich der Vollendung.Die Eisenbahnstrecke des BTK Vorhabens ist auf georgischer und aserbaidschanischer Seite fertiggestellt.Die Arbeiten am türkischen Teilstück sollen zum Jahresende beendet sein. Die Speditions- und Logistikbranche wartet bereits ungeduldig auf die Eröffnung, denn über die Bahnverbindung sollen vor allem auch Güter aus China in die EU transportiert werden.Ein Teil davon wird auf die Türkei entfallen.

Von der dritten Brücke nebst Zufahrtsstraßen verspricht man sich Einsparungen i.H.v. 7,5 Mrd. TL (2,6 Mrd. USD). Mit der neuen Bosporusbrücke sollen die Industriezentren Marmara und Tekirdağ direkt an das Verkehrsnetz der EU angeschlossen werden.

Aufgeschoben in 2015 könnte 2016 ein gutes Jahr für Investitionen werden                                                     Politische und wirtschaftliche Krisen in Nachbarstaaten und vor allem die Situation im Mittleren Osten, die letztlich zu einer drastischen Verschlechterung der Beziehungen zu Russland drastisch

führte, aber auch die Stagnation in der EU haben im vergangenen Jahr ihre Spuren im türkischen Außenhandel und damit auch in der Logistikbranche hinterlassen. In 2015 aufgeschobene Investitionen sollen in diesem und dem nächsten Jahr umgesetzt werden. Für Turgut Erkeskin, Vorstandsvorsitzender des Branchenverbandes UTIKAD, wird 2016 „ein Jahr der günstigen Gelegenheiten“. In einem Beitrag auf der offiziellen UTIKAD- Webseite (www.utikad.org.tr) bezeichnete er 2015 als „schwieriges Jahr“. Dennoch habe das Land sich sein viel versprechendes dynamisches Handels- und Investitionsklima erhalten. Gerade der Logistiksektor biete gegenwärtig „viele günstige Gelegenheiten für Investitionen“.

Firmen zeigen Interesse an wettbewerbsstärkender Technologie                                                                 Wie in anderen Branchen auch wird fortschrittliche Technologie für Logistikfirmen im globalen Wettbewerb immer   wichtiger. Jedes Kettenglied in der Lieferkette ist davon betroffen: Einlagerung, Handhabung, Beladung, Versand, Anlieferung, Aufzeichnung und Verfolgung der Lieferbewegungen und Ladungen.

Markt für „grüne Logistik“ wächst                                                                                                                   Der allgemeine Trend zu mehr Umweltbewusstsein ist auch in der Logistikbranche angekommen, wo es unter dem   Begriff „grüne Logistik“ firmiert. Immer mehr Unternehmen schließen sich dieser Bewegung an. Grüne Logistik verwendet u.a. umweltschonende Kraftstoffe in Produktion und beim Transport, setzt umweltfreundliche Motoren ein, reduziert die Lärmbelastung und nimmt aktiv an der Bewusstseinsbildung von Mitarbeitern und Kunden teil.

Türkische Firmen, die überwiegend für EU-Länder arbeiten, in denen Nachhaltigkeit zu einem bestimmenden Thema geworden ist, können sich dieser Entwicklung nicht entziehen.

(Bericht Abbas Özpinar; Übersetzung: Dr. Uwe Fiedeldei)