Baustoffindustrie verzeichnet Wachstumsrückgang

Die Bauwirtschaft der Türkei boomt seit über 10 Jahren und hat viele Branchen mitgezogen, darunter die Baustoffindustrie. Dort ist 2014 das Wachstum jedoch auf magere 0,7% zurückgegangen.

Sept-Okt 2015

Baustoffindustrie verzeichnet Wachstumsrückgang

Der türkische Verband der Baustoffhersteller (IMSAD) hält in seinem Branchenbericht 2014, der im Februar diesen Jahres herauskam, fest, dass die Bau- und Immobilienwirtschaft weiter kräftig wächst. Seit der Liberalisierung des Immobilienverkaufs an Ausländer im Jahre 2012 sind die Verkäufe an diese Kundengruppe förmlich explodiert. Auf 1,38 Mrd. USD in der zweiten Jahreshälfte 2012 folgten 3,05 Mrd. USD Umsatz in 2013 und 4,32 Mrd. USD in 2014 - ein Verkaufsplus von 41,7% in einem Jahr. Insgesamt erwarben Ausländer 2014 weit über 10.000 Wohnungen. Spitzenreiter waren die Provinzen Antalya und Istanbul mit 6.542 bzw. 5.580 Einheiten.

Die Zahl der Beschäftigten in der Bauwirtschaft nähert sich der 2 Mio.-Grenze. Die Baustoffbranche bekam 2014 von dem Boom jedoch nicht viel mit. Hatte man 2013 noch 4,7% gegenüber dem Vorjahr zugelegt, war 2014 die Luft raus (+0,7%). Laut IMSADBericht hatten insbesondere öffentliche Bauaufträge und teilweise ausländische Märkte zum Wachstum in 2013 beigetragen. 2014 übernahm dann der sparsamere Privatsektor die Führungsrolle in der Auftragsvergabe. Rückgänge verzeichneten die Lieferanten von Zement, Fertigbeton, Steinen und Marmor, Strukturteilen aus Metall, Stahlrohren und Klimatisierungsanlagen, während die Hersteller von Kunststoffteilen, keramischen Bad- und Sanitärwaren, Baustahl, Heizkörpern und Heizkesseln einen – wenn auch bescheidenen – Zuwachs verzeichneten.

Die Türkei Fertigungsstandort für Keramik- und Sanitärwaren

In der Türkei stehen die weltweit modernsten integrierten Betriebe für Keramik- und Sanitärwaren. Sie machen das Land in diesem Wirtschaftszweig zur Nummer eins in Europa und zur Nummer vier in der Welt.

Zu den Betreibern gehören neben einheimischen Firmen auch globale ausländische Marken. Bis in die 1960er Jahre hing man noch vollständig von Importen ab, heute fertigt die Branche nach internationalen Standards, betreibt ihre eigene F&E und besticht im weltweiten Wettbewerb durch innovative Produkte mit hoher Wertschöpfung.

nlässlich der Eröffnung der von TÜYAP organisierten internationalen Fachmesse UNICERA stellte der Vorsitzende des Keramikverbandes der Türkei (TSF), Ahmet Tahsin Yamaner, die Leistungsfähigkeit der Branche vor. Danach wurden 2014 knapp 290 Mio. Quadratmeter Keramikfliesen und - kacheln verkauft, davon 200 Mio. qm auf dem Binnenmarkt und der Rest ans Ausland. Der Exportwert für Kacheln und Fliesen in 2014 blieb dabei gegenüber 2013 unverändert. Gleichzeitig wurden ca. 9,5 Mio. keramische Sanitäreinheiten mit einem Gesamtgewicht von 144.500 Tonnen auf dem Binnenmarkt und 7,6 Mio. Einheiten mit einem Gesamtgewicht von 119.800 Tonnen ins Ausland verkauft. Für dieses Jahr erwartet Yamaner einen Wertanstieg der Ausfuhren von 10% gegenüber dem Vorjahr. (www.yapi.com.tr)

Nur die starken Baumärkte haben überlebt

In Europa sind Baumärkte keine neue Erfindung. Führend sind dort deutsche Unternehmen. Die Türkei wurde erst 1996 mit dem Konzept vertraut. Den dann rasch einsetzenden scharfen Wettbewerb haben nur die stärksten Märkte überlebt; manche zogen sich zurück, andere machten Bankrott. Weiter vorne mit dabei ist das Bauhaus, das auch Deutschland als erstes Unternehmen mit dem „Do-it-yourself“-Gedanken vertraut gemacht hat. Dank seines großen Warenangebots und seiner Dienstleistungen hat Bauhaus Türkiye seine Position nicht nur festigen können, sondern ist zur Personifizierung des Baumarkts schlechthin geworden. (Übersetzung: Dr. Uwe Fiedeldei)