Großprojekte beflügeln Schienensysteme

In den letzten Jahren hat die Türkei Verkehrsprojekte realisiert, die weltweit Aufsehen erregt haben. Bis zum 100. Gründungsjahr der Republik in 2023 werden weitere Vorhaben folgen. Dazu gehören neben internationalen Verkehrsanschlüssen staatliche Intercity-Projekte und Investitionen in moderne innerstädtische Transportsysteme.

Großprojekte beflügeln Schienensysteme

Ihre Lage als Drehscheibe zwischen Europa und Asien prädestinieren die Türkei für internationale Verkehrsvorhaben. Das wichtigste ist die Wiederbelebung der historischen Seidenstraße als Schienenstrecke. Die Verbindung zwischen Europa und Asien wurde mit der Unterquerung des Bosporus („Marmaray“-Projekt) bereits im vergangenen Jahr hergestellt. Der nächste große Schritt ist die für Ende 2015 vorgesehene Eröffnung der Bahnstrecke Kars-Tiflis-Baku.

Die Staatliche Eisenbahn der Türkei (TCDD) hat in den letzten 11 Jahren 7,7 Mrd. USD investiert, bis 2023 sollen Investitionen in Höhe von weiteren 38,5 Mrd. USD hinzukommen. Die Planung für die nahe Zukunft sieht wie folgt aus: 2015 – 2 Mrd., 2016 – 4,7 Mrd. und 2017 – 2,3 Mrd. Bis 2023 sollen 3.500 km Hochgeschwindigkeits-, 8.500 km Schnellzug- und 1.000 km Standardtrassen hinzukommen und das Gesamtschienennetz auf 25.000 km ausgebaut werden. Erwartet wird bis dahin ein Anteil der Schiene am Personentransport von über 10% und am Gütertransport von über 15%. (Dünya Gazetesi)

Türkei will Hersteller von Schienensystemen werden

Auf einer Tagung in Eskişehir im April zum Thema EU-Perspektive und Vision für Flugverkehr und Schiene verkündete Verkehrsminister Feridun Bilgin den Willen der Türkei, normale Züge, Hochgeschwindigkeitszüge und Schienensysteme für den Nahverkehr herzustellen. Man wolle nicht Abnehmerland bleiben, sondern Herstellerland werden.

Türkei will einen Anteil am 1,8 Billionen-Markt für Schienensysteme

In den vergangenen Jahren haben türkische Firmen große Fortschritte bei der Herstellung von Schienensystemen gemacht. Der Markt für den Schienennah- und Fernverkehr ist 1,8 Billionen Dollar wert; türkische Anbieter wollen sich ein Stück von dem Kuchen sichern. Der Präsident des Unternehmerverbandes Schienensysteme (RAYDER), Taha Aydın, erklärte gegenüber der Zeitung Dünya, dass die Türkei schon bald Hochtechnologieprodukte wie Fahrzeugsoftware, Gleichstrommotoren, Triebwagen, Fahrwerke und Türen herstellen kann. Als Beispiel nannte er die auf leichte Schienensysteme spezialisierte Firma Durmazlar, die für das französische Unternehmen Alstom 100% lokal gefertigte Fahrgestelle baut.

In einem Beitrag auf der RAYDER-Webseite gibt Aydın als langfristiges Jahresziel der Branche 55 Mrd. USD Umsatz an. Er erwartet Wachstumsimpulse von Vorhaben wie einer 12.000 km-Schnellzugtrasse, dem nationalen Schienenverbundnetz, den Schiennnahverkehrssystemen für Städte mit 350.000 und mehr Einwohnern sowie Projekten zur Automation und Signalisation. Ausgehend von der gegenwärtigen Kapazität können laut Aydın in 10 Jahren 25 Mrd. USD und in 20 Jahren 50 Mrd. USD erreicht werden. Sobald man an die 150 Mrd. USD-Grenze komme, hätte das Land einen globalen Marktanteil von 8%. (www.rayder.org.tr)

Die Türkei ist ein attraktiver Markt für einheimische und ausländische Investoren in Schienensysteme. Dank enormer Fortschritte in den vergangenen Jahren, sind türkische Unternehmen heute gut im globalen Wettbewerb um Marktanteile positioniert.
Übersetzung: Dr. Uwe Fiedeldei