Land muss 200 Mrd. US$ in Verkehrsinfrastruktur investieren

Die Türkei plant zu einer regionalen Drehscheibe des Gütertransports aufzusteigen. Mit dem Bau von multimodalen Logistikzentren will das Land sein Angebot an modernen Transport- und Lagerdiensten verbessern.

Jan-Feb 2016

Land muss 200 Mrd. US$ in Verkehrsinfrastruktur investieren


Die Zentren sollen überwiegend über das Schienennetz an die See- und Flughäfen angebunden werden. Für den Ausbau der neuen Verkehrswege sind milliardenschwere Investitionen erforderlich.

Die verstärkte Nutzung des Schienentransports soll die Straßen entlasten.
Die türkische Staatsbahn TCDD will bis 2023 insgesamt 20 multimodale Logistikzentren im Land errichten. Zurzeit laufen die Bauarbeiten an sechs Zentren. Sie sollen bis Ende 2016 fertiggestellt werden. Die Errichtung von sieben weiteren Anlagen wird zurzeit vorbereitet. Die multimodalen Logistikzentren sollen das Angebot von Lager- und Transportdiensten verbessern, indem Straßen-, Schienen-, Luft- und Seewege besser miteinander vernetzt werden. In diesem Zusammenhang entsteht ein erheblicher Bedarf an Hebe- und Ladeausrüstungen. Die Logistikzentren sind in der Regel per Straße und/oder Schiene an See- oder Flughäfen angebunden und verfügen über großzügige Flächen für Lager sowie für diverse Ein- und Ausladevorgänge.
Außerdem werden Sonderzonen für Gefahrengüter, Zollzonen, Reparatur- und Wartungsdienste sowie soziale Einrichtungen bereitgestellt. Bis Mitte 2015 wurden sieben Logistikzentren in Betrieb genommen. Die türkische Staatsbahn TCDD hatte das Projekt im Jahr 2005 gestartet, in Koordination mit mehreren Einrichtungen des öffentlichen und privaten Sektors. Durch die 20 Logistikzentren werden 27 Mio. t zusätzliche Gütertransport-und 9 Mio. qm weitere Lagerkapazitäten entstehen, so die Staatsbahn TCDD. Die Wertschöpfung soll um rund 40 rd.USD. steigen. Die Logistikzentren könnten darüber hinaus 10.000 neue Arbeitsplätze im Land schaffen.Die multimodalen Logistikeinrichtungen leisten einen wesentlichen Beitrag zur angestrebten Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene, um die zunehmenden Verkehrsprobleme in den Griff zu bekommen. Derzeit werden immer noch mehr als 90% der Güter in der Türkei über die Straße transportiert. Die Engpässe im Straßenverkehr führen zu hohen wirtschaftlichen Verlusten.
 

Investitionen in neue Verkehrswege                                                                                                         Experten gehen davon aus, dass bis 2023 insgesamt 200 Mrd.USD. in die Verkehrsinfrastruktur investiert werden müssen. Der Staat müsste etwa 60% der Ausgaben übernehmen. Der laufende Fünfjahresplan (2014 bis 2018) der türkischen Regierung sieht bis 2018 die Verlängerung der Schnellstraßen von rund 20.000 km auf über 25.000 km und der Autobahnen von gut 2.000 km auf 4.000 km vor. Bis 2023 sollen die Schnellstraßen dann auf 29.000 km und die Autobahnen auf 8.000 km erweitert werden.

Der bisher niedrige Anteil des Schienentransports soll bis 2023 auf 15% erhöht werden. Das konventionelle Eisenbahnnetz soll zwischen 2014 und 2018 von 8.770 km auf 10.556 km und das Hochgeschwindigkeitsnetz von 888 km auf fast 2.500 km vergrößert werden. Zurzeit laufen die Arbeiten an Hochgeschwindigkeitsstrecken mit einer Länge von 457 km. Die Auftragsvergaben für 562 km werden aktuell vorbereitet.
Weitere 9.000 km sollen bis 2023 fertiggestellt werden.                                                                                         Der bisher ebenso sehr niedrige Anteil des Seetransports am gesamten Gütertransport soll bis 2023 auf 10% und am Containertransport auf 15% erhöht werden. Der Güterumschlag in den Häfen wird zwischen 2014 und 2018 schätzungsweise von 248 Mio. auf 615 Mio. t zunehmen. Der Umschlag in den Containerhäfen könnte von 4 Mio. auf beinahe 14 Mio. TEU klettern.
Dabei soll Istanbul zur Drehscheibe für den regionalen Containerverkehr werden.
Der 160 Mio. USD. teure Ausbau des Containerhafens von Mersin von 1,8 Mio. auf 2,6 Mio. TEU soll bis Ende des 1. Quartals 2016 abgeschlossen werden. Danach ist laut der Hafenbetriebsgesellschaft MIP Mersin International Port (MIP) ein weiterer Ausbau geplant.

Steigendes Interesse privater Speditionen am Schienentransport
Immer mehr private Unternehmen bieten den Transport über die Schiene an. Das wachsende Engagement dürfte in den kommenden Jahren zu einer Entlastung der Straßen führen. Im Jahr 2014 beförderten insgesamt 54 private Speditionen mit 3.830 eigenen Eisenbahnwaggons 8,3 Mio. t Fracht über das Schienennetz der Staatsbahn, so TCDD-Generaldirektor Ömer Yildiz.Der Anteil des Privatsektors am Frachttransport über die Schiene stieg laut Yildiz zwischen 2009 und 2014 von 19% auf knapp 29%.

Bau neuer Flughäfen schreitet voran                                                                                                               Der erste Abschnitt des neuen internationalen Flughafens Istanbul wird voraussichtlich 2018 in Betrieb gehen.Die Schienenwege zur Anbindung des Flughafens an das Eisenbahnnetz und an die Seehäfen werden zurzeit gebaut.

Der Auftrag für den Bau und Betrieb des internationalen Flughafens in der südtürkischen Cukurova-Region (Provinzen Adana und Mersin) soll Anfang 2016 erneut vergeben werden. Der bisherige Auftragnehmer konnte die Arbeiten wegen finanzieller Schwierigkeiten nicht fortsetzen. Die Cukurova-Region bietet wegen ihrer Lage gute Voraussetzungen für multimodale Projekte der Transportinfrastruktur.

Ehrgeizige Wachstumsziele beflügeln Nachfrage nach Transportdiensten                                                      Nach den Plänen der Regierung sollen das Bruttoinlandsprodukt (BIP) bis 2023 von 800 Mrd. USD. auf 2.000 Mrd. USD. erhöht und die Exporte von knapp 158 Mrd. auf 500 Mrd. USD. angehoben werden. Die geplante Expansion wird zu einem erheblichen Anstieg der Nachfrage nach Transportdienstleistungen führen. Die geografisch attraktive Lage des Landes als Drehkreuz zwischen Europa und den nahöstlichen, asiatischen und afrikanischen Ländern begünstigt Transport- und Logistikprojekte. Die Transport- und Logistikbranche erwartet für 2015 einen Umsatz von 258 Mrd. USD. Das wäre ein Plus von 4% gegenüber dem Vorjahr. Für 2016 strebt sie ein Wachstum von 5% an.

Necip C. Bağoğlu  Germany Trade & Invest, Istanbul
www.gtai.de