Türkei – Kfz-Industrie und Kfz-Teile

Die türkische Kfz-Industrie, die 2014 eine Schrumpfung des lokalen Absatzmarktes von nahezu 10% hinnehmen musste, rechnet für das Jahr 2015 mit einem günstigen Konjunkturverlauf. Die Zahlen für das 1. Quartal 2015 mit einem Verkaufsplus von 50% übertreffen alle Erwartungen.

Türkei – Kfz-Industrie und Kfz-Teile

Die Kfz-Hersteller verfolgen weiterhin Projekte zum Ausbau der Produktionskapazitäten. Die ehrgeizigen Expansionspläne der Regierung für die Kfz-Industrie bis zum Jahr 2023 müssen jedoch voraussichtlich nach unten korrigiert werden.

Trotz des hohen Marktpotenzials und mehrerer Faktoren, die mittelfristig eine starke Marktexpansion erwarten lassen, entwickelte sich 2014 der inländische Kfz-Absatz unter den Erwartungen. Die gesamten inländischen Kfz-Verkäufe verzeichneten gegenüber 2013 einen Rückgang von 9,6%. Nach diesem starken Einbruch sind die Aussichten für die Entwicklung des Inlandsmarktes 2015 jedoch günstig. Branchenvertreter erwarten einen erheblichen Absatzzuwachs.

Der Verband der Automobilvertriebsfirmen ODD erwartet für 2015 einen Kfz-Absatz von 900.000 bis 950.000 Fahrzeugen. Die im 1. Quartal 2015 eingetretene kräftige Expansion des lokalen Kfz- Marktes von 50% gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres lässt erwarten, dass die zum Anfang des Jahres veröffentlichten konservativen Absatzprognosen für 2015 deutlich übertroffen werden und der Aufschwung im Laufe des Jahres weiter an Fahrt gewinnt. Allerdings war der starke Absatzanstieg in den ersten drei Monaten 2015 in hohem Maße auf die gestiegenen Inflationserwartungen der Käufer zurückzuführen. Die schwache türkische Lira treibt über gestiegene Importkosten die Preise in die Höhe. Mit der Vorverlegung der Käufe sollten weitere Preissteigerungen vermieden werden.

Mit einem Anteil von 52,4% bestand mehr als die Hälfte der registrierten Fahrzeuge aus Pkw

Nach Angaben des türkischen Statistikamtes TÜIK waren perEnde 2014 landesweit 18,8 Mio. Kraftfahrzeuge dem Straßenverkehr zugelassen (Ende 2013: 17,9 Mio.). Mit einem Anteil von 52,4% bestand mehr als die Hälfte der registrierten Fahrzeuge aus Pkw. Der Anteil der Lieferwagen (Pick-up) wurde mit 16,3%, der Krafträder mit 15,0%, der Traktoren mit 8,6%, der Lkw mit 4,1%, der Minibusse mit 2,3%, der Omnibusse mit 1,1% und der Spezialfahrzeuge mit 0,2% angegeben.

Auffällig ist der steigende Anteil von Fahrzeugen mit LPG-Betrieb, der inzwischen mehr als 40% erreicht. Dabei handelt es sich um Pkw, die nach Auslieferung von den Besitzern auf LPG umgerüstet werden, da LPG im Vergleich zu Benzin und Dieselkraftstoff deutlich preisgünstiger ist. Von den Ende 2014 registrierten knapp 9,9 Mio. Pkw fuhren 41,4% mit LPG-Antrieb. Der Anteil der Fahrzeuge mit Benzinantrieb sank auf 29,0% und der Fahrzeuge mit Dieselantrieb stieg auf 29,2%.

Die VW-Gruppe, die in der Türkei im Gegensatz zu den anderen internationalen Herstellern kein Produktionswerk unterhält, bleibt Marktführer. Deutsche Fahrzeuge erfreuen sich hoher Beliebtheit. Jedes dritte in der Türkei verkaufte Auto stammt aus deutscher Produktion.

Es ist das Ziel der türkischen Regierung, die lokale Wertschöpfung in der Kfz-Industrie zu erhöhen und die hohe Importabhängigkeit, insbesondere bei hochwertigen Motor- und Getriebeteilen, die bei der Fertigung einen Kostenanteil zwischen 20% und 40% erreichen, abzubauen. Nach den geltenden Förderbestimmungen erhalten - unabhängig vom Investitionsstandort - sämtliche Projekte für die Kfz-Fertigung mit einem Wert von mindestens 300 Mio. TL die Vergünstigungen der Förderzone 5 (wenig entwickelte Provinzen in Ost- und Südostanatolien), in der großzügige Subventionen gewährt werden, die bei Inanspruchnahme aller möglichen Förderungen 74% der geplanten Investitionssumme erreichen können.
Necip C. Bağoğlu
Germany Trade & Invest, Istanbul
www.gtai.de