Türkische Logistik sucht neue Vision und Strategie

Alle zwei Jahre veröffentlicht die Weltbank ihren Globalen Logistikindex. Die Türkei steht darin auf Platz 30 (von 160). Branchenvertreter werden nicht müde zu betonen, dass mit einer neuen Vision und Strategie eine bessere Platzierung möglich ist.

Türkische Logistik sucht neue Vision und Strategie

Die Türkei bildet eine geographische Landbrücke zwischen Europa, Asien und dem Mittleren Osten und hat außerdem auf drei Seiten Zugang zum Meer. Aber werden diese natürlichen Vorteile auch genutzt? Eine Antwort gibt der Globale Logistikindex, den die Weltbank seit 2007 alle zwei Jahre herausgibt. Spitzenreiter der 160 Länder umfassenden Liste ist Deutschland; die Türkei steht auf einem enttäuschenden 30. Platz. Die Rangfolge wird auf der Grundlage von sechs Hauptkriterien ermittelt: Effizienz der Vorgänge, Qualität der Infrastruktur von Häfen, Eisenbahn und Straßen in Verbindung mit Handel und Beförderung, kompetitive Preise, Leistungsqualität und Kompetenz, Rückverfolgbarkeit und Termintreue.

Deutschland bei der Logistik Spitze

Der Spitzenplatz Deutschlands ist eng verbunden mit seiner führenden Exportrolle. Nicht von ungefähr führen die weltgrößten Volkswirtschaften die Liste an. Allerdings gibt es auch eindrucksvolle Ausnahmen: Malawi, Kenia und Ruanda haben eine leistungsfähige Logistik, trotz ihres niedrigen Einkommensniveaus.

In 2012 nahm die Türkei mit 3,51 Punkten für allgemeine Logistikleistung noch Rang 27 ein; zwei Jahre später fiel sie mit 3,50 Punkten auf Platz 30 zurück. Der Internationale Spediteursverband der Türkei (UND) gab auf seiner Webseite bekannt, dass sich die Zollleistungen seit 2012 immerhin von 3,16 auf 3,23 (2014) verbessert haben. www.und.org.tr

Preisfixierter Wettbewerb das Grundproblem in der Türkei

BLURAM (Logistikhochschule und Zentrum für logistische Praxis und Forschung Beykoz) und UTIKAD (Verband Internationaler Spediteure und Logistikdienstleister) führen seit 2013 Umfragen durch, die einen tieferen Einblick in die Branche gestatten. Der BLUARM-Leiter Prof. Dr. Okan Tuna gab auf einer Pressekonferenz die Ergebnisse für das IV. Quartal 2014 bekannt. Wichtigstes Erkenntnis: Der Wettbewerb in der Türkei wird über den Preis ausgetragen. Im Rahmen der Studie waren Logistikdienstleister dazu aufgefordert worden, ihre wesentlichen Wettbewerbskriterien anzugeben. An erster Stelle wurde der Preis genannt; Leistungsgeschwindigkeit und Leistungsqualität wurden als weniger wichtig eingeschätzt. Laut Dr. Tuna ist die Preisfixierung ein Grundproblem der Branche, das sich insbesondere bei kleinen und mittelständigen Betrieben nachteilig bemerkbar mache. bluarm.beykoz.edu.tr, www.utikad.org.tr

Zu den Erwartungen für die ersten drei Quartale 2015 gab der Leiter der Logistikhochschule an, dass 54% der Befragten mit Auslandsinvestitionen rechnen. Die Wachstumserwartungen für den Zeitraum verschlechterten sich dagegen weiter; nur noch 28,4% der an der Umfrage teilnehmenden Logistikmanager äußerten diesbezüglich optimistisch.

„Vision, Mission, Strategie und Ziele müssen neu definiert werden“

Der UTIKAD-Vorsitzende Turgut Erkeskin ging in seinem Beitrag auf die Änderungen im Beförderungs- und Logistiksektor der letzten Jahre ein. Sie erfordern nach seinen Worten eine Neudefinition von Vision, Mission, Strategie und Zielen.

Wenn die Türkei in der internationalen Logistikliga aufsteigen wolle, dann müsse das Land über die gegenwärtigen Praktiken hinaus sein ganzes Potenzial nutzen. Gefordert sei eine Befreiung vom freifixierten Wettbewerb; neue Strategien und neue Produkte seien gefragt und die Branche müsse mit einer neuen Vision deutlich an Profil gewinnen. Organisationen der Zivilgesellschaft, wie der von ihm vertretene Verband, seien jetzt in der Pflicht, der Branche den Weg aufzuzeigen.
Übersetzung: Dr. Uwe Fiedeldei