Trotz Importdruck – die türkische Stahlindustrie will weiter nach oben

Die Eisen- und Stahlindustrie der Türkei ist durchaus global wettbewerbsfähig. Dennoch, der Importdruck, insbesondere aus China, ist stark, und so nahmen 2014 das Produktionsvolumen wie auch die Stahlexporte ab. An ihren Zielen für 2023 hält die Branche jedoch weiter fest und will sie mit hochwertigen Produkten erreichen.

Trotz Importdruck – die türkische Stahlindustrie will weiter nach oben

Der Weltstahlverband verzeichnete für die Türkei bei der Rohstahlherstellung einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr von 1,8% auf 34,04 Mio. Tonnen. Der Verband der Stahlhersteller der Türkei (TÇÜD) macht zwei Entwicklungen dafür verantwortlich: Rückgang der chinesischen Binnennachfrage, der durch verstärkten Export kompensiert wird, und Schutzmaßnahmen gegen türkischen Stahl. Während in den letzten zwei Jahren die globale Stahlproduktion um 3,4% anstieg, ging sie in der Türkei um 5,2% zurück. Die Rohstahlproduktion nahm weltweit sogar um 4,8% zu.

Die Türkei fiel 2014 bei der Produktion um einen Platz auf Rang 9 zurück

Unter den 65 Stahl produzierenden Ländern weltweit nahm die Türkei bisher Rang 8 ein und in Europa nach Deutschland den zweiten Platz. Im letzten Quartal 2014 rutschte das Land aus den vorgenannten Gründen im globalen Ranking auf Platz 9. Ende November kündigte sich ein zumindest geringfügiger Rückgang an. Zum Jahresende lag die Türkei dann knapp 2 Mio. Tonnen unter ihrer Zielvorgabe von 36 Mio. Tonnen. Globaler Spitzenreiter ist weiterhin China, gefolgt von Japan, den USA, Indien, Südkorea, Russland und Deutschland. Brasilien rückte auf Rang 8 vor.

China kommt für nahezu die Hälfte der Weltstahlproduktion auf. Das Land verarbeitet preisgünstig beschafftes Eisenerz; Konkurrenten haben es schwer, dagegen zu bestehen. Angesichts dieser Situation hat die türkische Regierung am 18. Oktober 2014 Einfuhrzölle verhängt. Ausgenommen sind die Länder der Europäischen Union und Länder, mit denen Freihandelsabkommen unterzeichnet wurden. Die Auswirkungen dieser Maßnahme werden sich erst in der Zukunft zeigen.

Die Türkei fiel 2014 bei der Produktion um einen Platz auf Rang 9 zurück

Laut TÇÜD ging die Massenstahlproduktion 2014 gegenüber dem Vorjahr um 6,4% auf 24,61 Mio. Tonnen zurück. Gleichzeitig nahm die Herstellung von Stahlblech, das in der Automobilindustrie und bei der Herstellung von Haushaltsgeräten verwendet wird, im gleichen Zeitraum um 12,7% auf 9,42 Mio. Tonnen kräftig zu.

Exporteinbruch auf dem größten Stahlabsatzmarkt der Türkei

Bis Ende November 2014 hatte die Türkei 16,29 Mio. Tonnen Stahl exportiert; das entspricht einem Mengenrückgang von 6% gegenüber 2013. Einen regelrechten Einbruch (-22,5%) erlitten die Ausfuhren in die Länder des Mittleren Ostens, dem größten Absatzmarkt der Türkei für Stahl, und in die Golfstaaten. Insgesamt wurden nur noch 5,43 Mio. Tonnen in die Region verkauft. Der Export nach Europa verringerte sich um 4,4% auf 2,87 Mio. Tonnen. Andererseits verdoppelten sich die Verkäufe in die USA nahezu (1,804 Mio. Tonnen, Zuwachs von 98,9%). Die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten nahm mit 0,693 Mio. Tonnen 18,7% weniger ab. Auch die Stahlimporte verzeichneten in den ersten 11 Monaten 2014 einen Rückgang gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres, und zwar mengenmäßig um 7,9% (12,37 Mio. Tonnen) und wertmäßig um 6,6% (10,86 Mrd. USD).

TÇÜD-Generalsekretär Dr. Veysel Yayan bekräftigte, dass die türkische Stahlindustrie über die Kapazitäten verfüge, um sämtliche heimischen Industrien und Unternehmen mit Stahl zu versorgen. Er forderte die Industrie zur Integration mit der Stahlbranche auf, wie dies in Industrieländern der Fall sei. Denn kein Land könne durch Importe nachhaltiges Wachstum erreichen.
(Übersetzung: Dr. Uwe Fiedeldei)