Türkische Firmen verstärken Direktinvestitionen im Ausland
Turkische Unternehmen zeigen steigendes Interesse an internationalen Engagements. Die Direktinvestitionen im Ausland erhöhten sich 2014 gegenüber dem Vorjahr um 62% auf mehr als 5,2 Mrd. US$. Analysten rechnen auch für die kommenden Jahre mit der Fortsetzung dieses Trends. Die internationalen Direktinvestitionen in der Türkei sind dagegen seit 2012 rückläufig. Eine Ausnahme bildet der Immobiliensektor. Landesweit arbeiten mehr als 6.000 Firmen mit deutscher Kapitalbeteiligung. Sie sind vor allem im Handelssektor tätig.
Türkische Unternehmen verstärken ihr internationales Engagement und investieren zunehmend im Ausland, um von den Vorteilen der fortschreitenden Globalisierung besser profitieren zu können. Nach vorläufigen Zahlen des türkischen Wirtschaftsministeriums (Ekonomi Bakanliği; www.ekonomi.gov.tr) stiegen die türkischen Direktinvestitionen im Ausland 2014 gegenüber dem Vorjahr um 62,2% auf mehr als 5,2 Mrd. US$. Die tatsächliche Zahl dürfte noch höher liegen, zumal die offizielle Statistik nur die tatsächlichen Kapitalexporte im genannten Jahr beinhaltet und noch anstehende Überweisungen im Zusammenhang mit einer Übernahme oder einer Beteiligung, die zu einem späteren Zeitpunkt doerfolgen werden, nicht berücksichtigt. So wurde der Gesamtbetrag von knapp 3,2 Mrd. $ für den Aufkauf der britischen United Biscuits durch die türkische Yildiz-Holding (Ülker) im Jahr 2014 nur teilweise gezahlt. Der noch ausstehende größere Teil der Zahlungen wird als Kapitalexport des Jahres 2015 verbucht werden.
Anhaltendes Interesse an ausländischen Firmen
Analysten rechnen auch in den kommenden Jahren mit einem steigenden türkischen Interesse am Erwerb internationaler Unternehmen. So wurde Ende Januar 2015 die Übernahme des niederländischen Modegiganten Mexx durch die türkische Eroğlu- Gruppe bekannt. Das türkische Unternehmen betreibt zurzeit etwa 600 Geschäftsläden in der Türkei, den USA und mehreren europäischen Ländern und will mit dem Neuerwerb seine Expansion weiter vorantreiben.
Hinsichtlich der ländermäßigen Aufteilung der türkischen Direktinvestitionen im Ausland stand 2014 Aserbaidschan mit mehr als 1,9 Mrd. $ und einem Anteil an den gesamten Engagements von 37% mit Abstand an erster Stelle, gefolgt von den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich. Deutschland nahm mit Investitionen von 178 Mio. $ den sechsten Platz ein. Der hohe Anteil Aserbaidschans erklärt sich in erster Linie mit der Beteiligung der staatlichen türkischen Erdölgesellschaft TPAO (Türkiye Petrolleri A.O.) an dem Erdgasfeld Shah-Deniz und der Süd-Kaukasus- Pipeline. Die TPAO beteiligte sich 2014 auch an einem russischen Energieunternehmen.
Ausländische Engagements in der Türkei rückläufig
Während die türkischen Investitionen im Ausland 2014 einen kräftigen Anstieg verzeichneten, setzten die ausländischen Direktinvestitionen ihren Rückgang der letzten Jahre fort und ermäßigten sich um weitere knapp 12% auf 8,7 Mrd. $. In diesem Betrag sind die internationalen Immobilienengagements in der Türkei, die in den letzten Jahren dank verbesserten Kaufbedingungen spürbar gestiegen sind, nicht erhalten.
Die größten internationalen Investoren in der Türkei waren 2014 die Niederlanden und das Vereinigte Königreich. Deutschland stand hinter Russland und Aserbaidschan auf Platz 5. Die Niederlanden waren auch hinsichtlich des gesamten kumulierten Investitionsbetrages in der Türkei mit 26,5 Mrd. $ per Ende 2013 der erste Investor, gefolgt von Deutschland (16,9 Mrd. $), dem Vereinigten Königreich (8,5 Mrd. $) und Russland (6,6 Mrd. $).
Mehr als 6.000 Firmen mit deutschem Kapital
Nach Angaben des türkischen Wirtschaftsministeriums arbeiteten in der Türkei per Ende 2014 insgesamt 41.528 Firmen mit ausländischer Kapitalbeteiligung, davon 24.606 in Istanbul, 4.416 in Antalya, 2.500 in Ankara und 2.110 in Izmir. Bei der ländermäßigen Aufteilung steht Deutschland mit Abstand an der Spitze.
Die Zahl der Firmen mit deutscher Kapitalbeteiligung beziffert das Ministerium mit insgesamt 6.014. Unter den Herkunftsländern des Kapitals stand das Vereinigte Königreich mit 2.766 Firmen an zweiter Stelle. Mit 2.438 Firmen nahmen die Niederlanden den dritten Platz ein.
Aus der branchenmäßigen Aufteilung der Unternehmen mit deutscher Beteiligung ist zu entnehmen, dass nahezu 30% im Handelssektor tätig sind. Es handelt sich im Wesentlichen um Vertriebsgesellschaften zur Vermarktung deutscher Erzeugnisse. Mehr als 18% der Firmen mit deutschem Kapital arbeiten im Bereich der verarbeitenden Industrie, wobei der Maschinenbau und die chemische Industrie im Vordergrund stehen. Etwa 17% der Firmen sind in der Immobilienwirtschaft tätig.
Necip C. Bağoğlu
Germany Trade & Invest, Istanbul
www.gtai.de